Lebensmittelspendensammlung zur Aktionswoche "Armut bedroht alle" am 18.10.2023 in der Fußgängerzone BruchsalCvB
Es ist ein Bild des Jammers: Rund um den Altkleidercontainer der Tafel in Bruchsal-Heidelsheim liegen Turnschuhe, Bettlaken, Gummistiefel, Schals und Kissen auf der Erde verstreut. Mit Textilien gefüllte Plastiksäcke quellen aus der Sammelbox. Unbekannte haben den Container aufgebrochen.
Im Internet machen einige Anwohner ihrem Ärger Luft. "Echt ne Sauerei", schreibt eine Nutzerin in einer lokalen Facebook-Gruppe. "Katastrophe" und "Einfach nur traurig" kommentieren andere. Unter dem Beitrag wird spekuliert, wer für das Chaos verantwortlich ist. Einige haben Geflüchtete im Verdacht, die im ehemaligen Praktiker-Markt in Heidelsheim untergebracht sind.
Heidelsheims Ortsvorsteher Uwe Freidinger (CDU) will sic nicht an den Spekulationen beteiligen. Von dem beschädigten Container habe er aus den sozialen Medien erfahren, sagt er. Natürlich sehe das unschön aus. "Aber was soll man machen?" Manche Leute könnten die Kleindung nun mal gebrauchen, "Aber bei uns muss eigentlich niemand Container aufbrechen".
Für den Schaden kommt nicht die Stadt auf, sondern der Betreiber. Die Box in Heidelsheim gehört der Tafel der Caritas Bruchsal. Sie betreib 101 Altkleidercontainer im nördlichen Landkreis Karlsruhe. Die Sammelboxen leert sie wöchentlich.
Etwa 30 bis 40 Tonnen Altkleider sammelt die Tafel dort nach eigenen Angeben im Monat ein. Ein Drittel davon stammt aus dem Bruchsaler Stadtgebiet. Die Kleidung wird in den Tafelläden sortiert und fließt dort in den Second-Hand-Verkauf an Bedürftige ein. Nicht verwendbare Kleidung recycelt ein Kleiderverwerter. Die Einnahmen kommen der Tafel zugute.
Ist Sachbeschädigung bei den Containern generell ein Problem? "Ja, das ist so", sagt Bereichsleiter Oliver Frowerk. "Alles, was im öffentlichen Raum steht, ist per se mit Risiko behaftet." Immer wieder würden die Schlösser geknackt, um an den Inhalt zu gelangen. Drei Boxen seien im Vorjahr in Brand gesetzt worden. Auch besprühte oder beklebte Außenwände seien ein "Ärgernis". An manchen Standorten komme es vor, dass Textilien aus den Containern "geangelt" würden. Zudem würden Menschen versuchen, durch die Klappe in den Container zu klettern. Das sei "extrem gefährlich", warnt Frowerk. Voriges Jahr war bei Aalen eine Frau bei dem Versuch gestorben, in eine der Boxen zu steigen. Auch in Karlsruhe wäre ein Mann dabei fast verunglückt.
Die Schlösser der Sammelboxen sind laut Frowerk mit einem Winkelblech geschützt. "Die ganz sichere Lösung gibt es hier nicht", bedauert er. Im täglichen Betrieb müssten die Mitarbeiter die Container schließlich schnell leeren. Außerdem befänden sich in der Regel keine Wertsachen darin. "Außer, jemand hat mal wieder sein Laptop oder den Geldbeutel eingeworfen."
Einen beschädigten Container zu ersetzen koste die Tafel 800 Euro. "Wir bemühen uns, den Schaden möglichst schnell wieder in Ordnung zu bringen", sagt Frowerk. Sachbeschädigungen bringe man zur Anzeige. Schuldige ermittelt die Polizei äußerst selten.
Eine Statistik für Aufbrüche oder Diebstähle aus Altkleidercontainern gebe es allerdings nicht, teilt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Karlsruhe auf Anfrage mit.
Aus dem Vorjahr sind dem Präsidium Fälle im niedrigen zweistelligen Bereich bekannt. Dabei handelte es sich etwa zur Hälfte um Diebstähle und zur anderen Hälfte um Sachbeschädigungen. Die Zahlen seien jedoch nicht komplett. Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Kleidercontainer zu plündern ist übrigens eine Straftat. Sobald eine Privatperson Kleidung in einen Sammelbehälter wirft, geht das Ausrangierte als Eigentum an den Aufsteller der Box über.
Das Chaos in Heidelsheim ist inzwischen beseitigt. Die Tafel hat ein neues Schloss an dem Container angebracht.
Quelle: BNN