Mit der Suppenküche fing alles an
Es ist kein Zufall, dass die Gründung des Caritasverbands Bruchsal mit dem schwärzesten Tag der Stadtgeschichte zusammenhängt. Die Bombardierung am 1. März 1945 hatte rund Dreiviertel des Wohnraums zerstört, die Not war allgegenwärtig. Die erste Abhilfe: Eine Volksküche im Hof des St. Paulusheims, in der täglich 150 Mittag- und Abendessen ausgegeben wurden. "Die Stunde der Caritas ist da" titelte die BNN rückblickend am 15. März 1946, als eine zweite Volksküche mit Speisesaal und Übernachtungsbaracken in der Weststadt (nahe des heutigen Triwo Technoparks) errichtet worden war. Mit der Jugend im Blick folgten Schülerspeisung und Erholungsfürsorge für Kinder und Mütter. Gemeinsamer Halt im Glauben gab die Flüchtlingswallfahrt, die aus den Landkreisen Bruchsal und Karlsruhe 5.000 Teilnehmer angezogen hatte. 1948 ging man über die eigenen Stadtgrenzen hinaus und betreute die Flüchtlingslager in Kislau und Östringen.
Lange war Kindererholung, Adoptivwesen und Schutzaufsichten ein Schwerpunkt der Arbeit. Mit den ersten Gastarbeitern kam 1956 Beratung für ausländische Arbeitnehmer hinzu, ab 1968 wurde "Essen auf Rädern" angeboten, 1970 startete der Sozialdienst im Bruchsaler Krankenhaus. Die Nachfrage für Beratungsstellen stieg in den 1970er Jahren an: Psychische Erkrankungen nahmen zu, die Änderung des Paragrafen 218b war der Start der Schwangerschaftsberatung, Drogen und Alkoholismus insbesondere bei Jugendlichen waren besorgniserregend. Die Sozialstation im St. Josefshaus wurde 1980 mit den evangelischen Kirchengemeinden errichtet. Ab 1985 rückte die Nichtsesshaftenhilfe stärker in den Vordergrund, 1989 übernahm die Caritas die "Wanderherberge" der Stadt, 1995 wurde das Julius-Itzel-Haus samt Fachberatungsstelle eingeweiht. Weitere Meilensteine waren etwa 1994 die Gründung des ökumenischen Hospizdiensts, 2001 die Eröffnung der Cafétas, 2005 der Tafelladen. Im Umkreis entstanden Einrichtungen wie das Jugendzentrum in Graben-Neudorf, die Oase in Odenheim, das Seniorenzentrum in Philippsburg, die Wohngemeinschaft in Oberhausen-Rheinhausen oder das betreute Wohnen in Karlsdorf-Neuthard und andere.
Auch die Verwaltung musste sich stets erweitern und umziehen: Fand die Gründung noch in der Huttenstraße 20 statt, zog der Verband 1954 gegenüber der Firma Siemens, 1956 ins Vinzentiushaus bis 1972 der Umzug in die Friedhofstraße erfolgte, wo der Verband heute noch seine Zentrale hat.
Die Aufgaben haben sich gewandelt und erweitert. Zu den 650 Angestellten kommen 400 ehrenamtliche Helfer hinzu, die sich mit viel Engagement, Wissen und Netzwerken einbringen. "Wir bleiben nah am Menschen und richten unsere Angebote an den Bedürfnissen aus", sagt Sabina Stemann-Fuchs, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Bruchsal. Bedarfe gibt es genug, aber die Caritas ist nicht allein: Mit Kommunen, Landkreis und anderen Wohlfahrtsverbänden sieht man den Aufgaben der Zukunft entgegen: #weiterhelfen steht auf dem Jubiläums-Logo.